Guten Morgen! Ich konnte mal wieder nicht schlafen und bin um 4:30 Uhr als unsere kleine Tochter in’s Bett gekrochen kam aufgewacht. Die Arbeit im Hotel wird nicht weniger und dann feiert mein Schwiegervater am Samstag noch seinen 80. Geburtstag und lädt die Familie auf einen Kurztrip nach Hamburg ein. Darauf freuen wir uns wahnsinnig!!
Und obwohl mal wieder viel ansteht geht mir nicht aus dem Kopf, dass der 3. Teil meiner Strickjacke mit Passe noch offen ist und ich mir soviel Gedanken gemacht habe, ob ich guten Gewissens eine Anleitung für eine Jacke schreiben darf, die ich „kopiere“. Siehe hier „Alles nur geklaut???“
In dem Blogbeitrag gab es einige interessante Kommentare zu dem Thema. Kurzerhand hatte ich mich dann entschlossen, eine Email an Maiami zu schreiben, um sozusagen um Erlaubnis zu fragen, ob ich meine Anleitung veröffentlichen darf. Alles zur Inspiration der Jacke könnte ihr in Teil 1 nachlesen.
Wie die liebe Julia von www.sewionista.com im Kommentar erklärt hat, kann mir rein rechtlich nichts passieren, da Kleidungsstücke Gebrauchsgegenstände sind und nicht dem eigentlichen Urheberrecht unterliegen.
Trotzdem ging es meinem Bauchgefühl nicht wirklich besser und ich war gespannt auf die Antwort von Maiami. Zurück kam eine sehr nette und lange Email, in der mir Maiami den Standpunkt aus Sicht eines jungen Designerlabels schilderte. Natürlich sind sie sehr geschmeichelt, daß ihre Strickteile so gut ankommen, haben aber andererseits auch sehr mit den großen Nachahmern im kommerziellen Bereich zu kämpfen.
Trotzdem möchte ich – gerade Anfängern – auf meinem Blog nach wie vor zeigen, wie man sich eine einfache Strickjacke selbst berechnen kann. In diesem Fall eben eine Passe. Ich hoffe, daß ich mit dieser Variante den Spagat schaffe und beiden Seiten gerecht werde … ?!?
So, jetzt aber zur Jacke und zum 3. und letzten Teil, in dem ich euch heute die fertige Jacke zeige und erkläre, wie ich das Unterteil und die Ärmel gestrickt habe. Die Farbe der Jacke läßt sich allerdings schlecht fotografieren und mein Fotoapparat hat ständig rot geleuchtet, da die Lichtverhältnisse nicht besonders gut waren.
Hinweis:
Im Nachhinein hat sich herausgestellt, daß mir die Jacke doch etwas zu groß geworden ist und eher einer Kleidergröße 38 entspricht. Das kommt daher, da mir die großen Maschen mal wieder zum Verhängnis wurden und meine Maschenprobe sich beim Tragen dann doch etwas verändert. Ich muß dazu sagen, daß ich die Maschenprobe nicht gewaschen und gespannt habe und das war hier sicher ein Fehler.
Trotzdem lasse ich jetzt die Werte der Maschenprobe (10 M und 14 R) so bestehen, weil sie euch als Beispiel für die Berechnungen dienen sollen.
AUFTEILUNG NACH DER PASSE
Für die Maschenaufteilung nach der Passe (siehe Teil 2) nehme ich wieder die Maße aus meiner Skizze als Grundlage und rechne mir zunächst die Maschen für die Ärmel aus. Die restlichen Maschen teile ich dann auf Vorder- und Rückenteil auf.
Nach 45 Reihen = letzte Reihe der Passe befinden sich 181 Maschen auf der Nadel!
Berechnung der Gesamtmaschenanzahl: 45 Maschenanschlag + 4 Zunahmereihen x 34 Anzahl Maschen pro Zunahmereihe = 181 Maschen
Maschenanzahl ohne Blende: 181 Maschen – (2 x 5 = 10) Maschen = 171 Maschen
Für die Ärmel habe ich 17 cm = 1/2 Ärmel eingeplant, also 2 x (17 cm x 1 MF = 34 Maschen)
171 Maschen – (2 Ärmel x 34 Maschen) = 103 Maschen
Für das Rückenteil (1/2 Breite) und ein Vorderteil (ohne Blende) habe ich 26 cm eingeplant, also muss ich die übrig gebliebene Maschenanzahl von 103 noch durch 4 ( 2 x RT und 2 x VT) teilen. Damit ich eine gerade Anzahl (die durch 4 teilbar ist) bekomme addiere ich einfach 1 Masche und gibt diese in das Rückenteil:
104 Maschen / 4 Teile = 26 Maschen pro 1/4 Rückenteil und jedes Vorderteil (ohne Blende)
Rückenteil = 2 x 26 Maschen = 52 Maschen abzüglich der 1 Maschen, die ich zur Berechnung vorher addiert hatte = 51 Maschen
Vorderteil = Jeweils 26 Maschen + 5 Maschen für die Ausschnittblende
UNTERTEIL
Die Maschen für die beiden Vorder- und das Rückenteil (= 113 Maschen) nehme ich auf eine Nadel und stricke am Übergang zwischen Vorder- und Rückenteil jeweils 2 Maschen verschränkt zusammen stricken, so daß sich dann 111 Maschen auf der Nadel befinden.
Das Unterteil wird einfach gerade weiter bis zur gewünschten Länge gestrickt. Ich mußte meine Jacke zweimal „kürzen“, damit ich meine gewünschte Länge hatte. Ursprünglich hatte ich laut Skizze 27 cm eingeplant, tatsächlich liegt sie nun bei 22 cm (bei Körpergröße 164 cm).
Die letzte Rückreihe vor dem Abketten habe ich komplett links gestrickt, damit der Rand sich nicht einrollt. Abgekettet habe ich ganz normal, nicht zu fest und nicht zu locker.
ÄRMEL
Die Ärmel (jeweils 34 Maschen) habe ich in Hin- und Rückreihen gestrickt. Daher muss ich noch 2 Nahtmaschen für das Zusammennähen einplanen!
Um das Loch, das typischerweise beim Raglan unter den Achseln entsteht, so gut und einfach wie möglich zu schließen, nehme ich direkt aus dem Strickteil zu Beginn des Ärmels insgesamt 3 Maschen auf:
- 1 Masche für die spätere Naht direkt aus der Mitte (dort wo die Seitenteile des Ärmels auf das Unterteil trifft) und
- zwei weitere Maschen aus dem linken Seitenteil des Ärmels
- am Ende der Reihe wiederhole ich die 3 Maschenaufnahmen seitenverkehrt
Insgesamt habe ich dann 6 Maschen zusätzlich aufgenommen, wovon ich 4 davon in den 2 folgenden Hinreihen wieder abnehme, um auf die ursprüngliche Maschenanzahl zu kommen (die Nahtmaschen bleiben bestehen).
Meine Ärmel sind 34 cm lang das entspricht:
34 cm x 1,4 RF = 47 Reihen
In der letzten Reihe stricke ich 16 x 2 Maschen rechts zusammen, so daß ich am Ende auf 20 Maschen komme. Auf jeden Fall sollte dies eine gerade Maschenanzahl sein, da die Ärmel später zusammengenäht werden und das Bündchen dann an auch an der Nahtstelle ein rechts, links Muster hat.
Beim Bündchen stricke ich die linken Maschen als Hebemasche, d. h. in den Rückreihen wird die linke Masche wie zum links stricken abgehoben (Faden vor der Arbeit) und in den Hinreihen wird diese dann rechts gestrickt.
Mein Bündchen ist 10 cm lang und bei Hebemaschen muss man etwas mehr Reihen als normal stricken, da sich das Bündchen etwas zusammenzieht. Nach 16 Reihen habe ich alle Maschen elastisch nach der folgenden Methode von Julia abgekettet: „Bündchen elastisch abketten“
Kennt ihr eigentlich schon meine „Strick-Links„? Auf der Seite sammle ich alle Links zu Techniken, die ich bei meinen Strickteilen verwendet habe bzw. eventuell mal gebrauchen könnte. So muss ich nie lange suchen und habe alle Infos zusammen.
FAZIT
Die Wolle ist ein Traum und ich trage die Jacke sehr gerne (siehe Instagram-Fotos). Für’s kommende Frühjahr ist sie ideal, um dann auch mal eine normale Jacke zu ersetzen. Sollten die Temperaturen allerdings über 20 Grad hinaus gehen, werde ich sie lieber im Schrank lassen, denn sie wärmt schon sehr gut.
Die Passform finde ich aufgrund der Blende, die ich zusätzlich zum Vorderteil angestrickt habe nicht ganz so schön, das würde ich beim nächsten mal anders, schmaler machen. So überlappen sich die Vorderteile. Allerdings sieht das wiederum ganz nett aus, wenn man einen Gürtel kombiniert.
Außerdem ziehen sich die Vorderteile etwas nach unten, so daß die Jacke vorne etwas länger ist, als hinten. Ich wüßte aber nicht, wie ich das vermeiden könnte.
Bei der ursprünglichen Kalkulation des Wollverbrauchs im 1. Teil ist mir irgendwie ein Fehler unterlaufen (ich hatte die Blende vergessen). Die Jacke wiegt nun 330 g.
Also insgesamt Jammern auf hohem Niveau … ;o)
Liebe Grüße und bis bald
Tanja
Verlinkt mit [Maschenfein :: Berlin] und [Me Made Mittwoch]