Wer A sagt muss auch B sagen. Wer Teil 1 schreibt muss auch mindestens Teil 2 folgen lassen!
Am liebsten hätte ich zwischenzeitlich das ganze Projekt in den Schrank gesteckt und mit irgendetwas anderem weitergemacht. Aber das ging diesmal nicht. Hatte ich doch zum mitstricken aufgerufen und Natalie hat als erste die Hand gehoben und sich prompt Wolle bestellt. Und dann hat mich noch die liebe Marisa in Ihrem Maschenfein „Samstagskaffee & Netzgeflüster“ erwähnt. Ne, aufgeben ging jetzt nicht mehr …
Und was war passiert?
1. Die Ärmelform und 2. die Raglanärmel! Obwohl die Original Strickjacken, die als Inspiration für meine Jacke standen eine gerade Ärmelform und keine Raglanärmel haben, wollte ich welche machen. Zum einen hatte ich meine eigene Strickjacke (siehe Teil 1) als Schnittvorlage und außerdem wollte ich mir so viel Nähte wie möglich sparen.
Als ich die Ärmel meiner Strickjacke fertig hatte, kamen mir bereits die ersten Zweifel, ob mir schräge Ärmel bei diesem Modell gefallen. Ich beschloß es zu probieren!
Hier könnt ihr noch mal die schrägen Ärmel sehen:
Dann habe ich alle Teile auf eine Nadel genommen. Das Problem waren die Übergänge von Vorderteil -> Ärmel -> Rückenteil -> Ärmel -> Vorderteil. Die nächste Reihe war eine Katastrophe: Die Maschen zwischen den Übergängen zogen sich immer lääänger :o(((
Nachdem ich bereits beim ICE ICE BABY Pulli und meinem puderfarbenen Mohairsweater ab den Ärmeln alles gemeinsam auf einer Nadel gestrickt hatte, dachte ich nicht, daß ich bei diesem Modell Schwierigkeiten bekommen würde. Ich weiß auch nicht, warum ich bei den beiden Pullis keine Probleme hatte: Vielleicht die größere Nadelstärke? Oder weniger Maschen für die Ärmel?
Auf Nachfrage bei Natalie gab sie mir den Hinweis, daß sie Raglan lieber von oben nach unten stricken würde. Ich habe das schön öfter gelesen, aber leider bisher noch nicht probiert und nun war ich schließlich schon so weit. Geht Raglan nur von oben nach unten???
Und da war Schluß! Ich habe alle Teile wieder von der Nadel genommen und die Teile einzeln beendet. Außerdem habe ich mich weiter mit dem Gedanken gequält, ob ich nicht doch lieber gerade Ärmel machen soll. Nach einem kleinen Hilfe-Aufruf bei Instagram hat mir Andrea den entscheidenen Denkanstoß geliefert: „wenn schon #BernadetteCardigan dann richtig“, d. h. wie beim Original mit schmalem Bund und geraden Ärmeln.
Ab ab dem Zeitpunkt ging dann alles wieder recht flott:
- Neue Schnittzeichnung erstellt
- Rückenteil und die Vorderteile separat beendet
- Schulternähte geschlossen
- Neue Ärmel angeschlagen
Neue Schnittzeichnung
Hier also die neue Schnittzeichnung mit etwas verändertem Ausschnitt (flacher und länger als in der alten Zeichnung) und geraden Ärmeln. Laut Zeichnung sieht es ein bisschen so aus, als ob die Ärmel auch schräg sind. Allerdings wird nur das Bündchen schmaler gestrickt und dann direkt im Anschluß an das Bündchen alle Maschen für die Gesamtbreite von 48 cm zugenommen. Eigentlich hätte ich das beim unteren Bündchen auch so machen sollen, damit die Jacke diese Bomber-Optik erhält. Na ja, das nächste mal …
Das ganze Modell kommt nun dem Bernadette Cardigan und den Strickjacken von Maiami wesentlich näher.
So und nun geht´s weiter mit der Anleitung ….
Zunahmen an rechtem Vorderteil und Rückenteil
Da ich die Ärmel nun nachträglich annähe, habe ich an den Rändern, wo später die Ärmel eingenäht werden in der 47. Reihe folgende Zunahmen vorgenommen:
Rechte Vorderseite: Zwischen 27. und 28. Masche
Rückenteil: Zwischen 29. und 30. Masche und zwischen 84. und 85. Masche
Für die Zunahmen habe ich jeweils aus dem Querfaden 1 Masche rechts verschränkt gestrickt.
Rückenteil
Nach der letzten Masche für das Rückenteil, wendet man das Strickstück und strickt nun NUR das Rückenteil zu Ende.
Das Rückenteil wird gerade hoch glatt rechts gestrickt. Meine Gesamthöhe für das Rückenteil beträgt: 56 cm * Längenfaktor 1,4 = 78,4 Reihen.
Ich habe das Rückenteil in Reihe 78 (Hinreihe) abgekettet.
Rechte Vorderseite
Für das rechte Vorderteil habe ich nun 29 Maschen ( 28 + 1 Zunahme für die spätere Ärmelnaht). Laut meiner Schnittzeichnung möchte ich auf den letzten 24 cm die Schräge für die Ausschnitte beginnen. Die rückwärtige Halsausschnittbreite soll pro Seite 4 cm betragen.
Das heißt jetzt im Klartext (ich hab´s ja leicht mit der Umrechnung, da mein BREITENFAKTOR 1 beträgt), daß ich 4 Maschen abnehmen muß. Die Abnahmen muss ich auf 24 cm verteilen.
24 cm entsprechen bei meinem LÄNGENFAKTOR von 1,4 (24 cm * 1,4) 33 Reihen. Da ich nach der letzten Abnahme den gleichen Abstand haben möchte, muß ich die Anzahl der Reihen durch die Anzahl der Abnahmen + 1 teilen.
Abnahmen für die Ausschnittschräge: 4 Maschen auf 33 Reihen verteilen
33 Reihen / (4 Abnahmen + 1 Abstand) = 6,6
Da es ja glücklicherweise keine krummen Reihen gibt, habe ich in jeder 6. Reihe beginnend ab Reihe 10 – 4 x 1 Masche abgenommen: Reihe 10, 16, 22 und 28.
Jetzt kommt wahrscheinlich die Frage auf: „Hä, warum fängt sie jetzt in Reihe 10 mit den Abnahmen an, wo doch die Abstände 6 Reihen betragen sollten?“
Da ich ja oben 6,6 Reihen ausgerechnet habe, muß ich die „krummen“ Reihen irgendwie ausgleichen. 0,6 * 5 Abnahmen = 3 Reihen. Die Abnahmen werden immer auf der rechten Seite (Hinreihen) gearbeitet und dies sind gerade Reihen. Also Reihe 4 + der erste Abstand von 6 Reihen = 10. Reihe.
Puh, geschafft! Manchmal denke ich, daß ich mich um Kopf und Kragen schreibe …
Links geneigte Abnahmen:
Da sich die Abnahmen auf der rechten Vorderseite nach links neigen sollen wird überzogen zusammengestrickt: Nach der Randmasche die nächste Masche wie zum RECHTS stricken abheben, 1 Masche rechts stricken und anschließend die abgehobene Masche überziehen. Fertig!
Ich habe das Rechte Vorderteil in Reihe 78 (Hinreihe) abgekettet.
Linke Vorderseite
Die linke Vorderseite wird nun ebenfalls ab Reihe 46 separat beendet. Hier muss noch die zusätzliche Randmasche für die spätere Ärmelnaht zugenommen werden. Zwischen der 86. und 87. Masche aus dem Querfaden 1 Masche rechts verschränkt zunehmen.
Rechts geneigte Abnahmen:
Da sich die Abnahmen auf der linken Vorderseite nach rechts neigen sollen werden einfach zwei Maschen RECHTS zusammengestrickt.
Auch das linke Vorderteil habe ich in Reihe 78 (Hinreihe) abgekettet.
Anschließend habe ich direkt die Schulternähte geschlossen und natürlich anprobiert. So sieht die Jacke ohne Ärmel aus – und was soll ich sagen – ich bin total happy mit dem Ergebnis. Hatte ich doch so viele Zweifel. War die Nadelstärke (10) nicht doch etwas zu groß für dieses feine Garn? Die Ärmel etc.
Und nun auf zur Zielgeraden und zu Marisas „Auf den Nadeln im Mai“ …
Liebe Grüße
Tanja